Auf Tuchfühlung mit der Zukunft

Was hat die Demokratisierung von Wäldern mit der Textilindustrie zu tun? Und wieso sagen die Nachhaltigkeitsbeauftragen von Fjällräven so gerne "nein"? Auf der Textile Week 2024 haben Expert*innen aus Schweden ihre Perspektiven auf zukunftsweisendes Textildesign geteilt. Eine Rückschau.

Kreative, konstruktive und innovative Ansätze im Textildesign: Darum ging es bei der diesjährigen Textile Week. Besondere Expertise kam dabei aus dem Gastland Schweden, einem Vorreiter in Sachen Textilindustrie und Nachhaltigkeit. In ihren Vorträgen haben die schwedischen Speaker*innen deutlich gemacht, wie sich die Branche verändern kann und muss, um gesellschaftlichen Wandel nicht nur mitzutragen, sondern selbst voranzutreiben.

Wer das Programm verpasst hat, kann nun noch einmal nachträglich mit der Zukunft auf Tuchfühlung gehen: Hier kommen ein Recap sowie Aufzeichnungen der auf Englisch gehaltenen Vorträge.

Die Outdoormarke Fjällräven hat sich auf langlebige, funktionale Ausrüstung und Bekleidung spezialisiert. Aiko Bode (Chief Sustainability Officer) und Saskia Bloch (Global Sustainability Director) präsentieren in ihrem Vortrag den "Fjällräven Way" – ihren Zugang zum Thema Nachhaltigkeit. Dazu gehöre auch, viele Vorschläge abzulehnen. "Nein zu sagen ist Teil unserer Mission", so Aiko Bode. "Es ist die Art und Weise, wie wir uns vor Leuten schützen, die alles wissen oder besser wissen wollen. Wir brauchen keinen weiteren Reißverschluss hier oder eine weitere Farbe dort. Es geht um Beständigkeit und Langlebigkeit."

Emil Pettersen hat 2019 Reparell gegründet, eine Marke zur Herstellung von Garn und Textilien aus Abfallströmen. "Wenn man Textilien wie eine Zwiebel schält, landet man letztendlich immer bei dem Garn. Das Garn ist immer die Grundlage. Mein Interesse ist: Woraus kann dieses Garn bestehen?", erzählt Pettersen im Vortrag. Mit seinen Produkten will er sowohl wirtschafltiche als auch ökologische und soziale Prinzipien verfolgen.

Um neue Wege zur Herstellung von Textilien geht es auch der Forstwirtschaftsgenossenschaft Södra, jedoch nicht mit Meeresplastik, sondern mit Rohstoffen aus dem Wald. In ihrem Vortrag hat Södras Expertin für Industriepolitik Maria Persdotter Isaksson darüber gesprochen, wie eine Demokratisierung der Wälder zu einer kreislauffähigeren Textilindustrie beitragen kann – aber auch über die Schwierigkeiten in der Produktionskette für recyclete Textilien: "Der Weg ist lang. Wenn wir über Textilrecycling sprechen, klingt es manchmal so, als könnte das alles bis morgen passieren. Aber das stimmt nicht."

Die Stadt Borås in der Provinz Västra Götalands län ist das textile Zentrum Schwedens. Hier sind Textilbetriebe ansässig, es gibt einen kollaborativen Science Park sowie die Swedish School of Textiles an der University of Borås. Über die Entwicklung der Stadt von Tradition bis Moderne hat der International Business Coordinator Jonas Widerström gesprochen.

Die Designerin Leonie Burkhardt, die in Borås im Textildesign promoviert, hat hingegen Einblicke in ihre künstlerische Arbeit gewährt. Sie forscht dazu, wie am auf Zweidimensionalität ausgelegten Webstuhl dreidimensionale Textilien geschaffen werden können. "Es sieht organisch und zufällig aus, aber ich kann die Dreidimensionalität in diesem Prozess wirklich in den Webprozess einbetten, weil ich programmiere, wohin jeder einzelne Faden geht", erklärt sie im Vortrag.

Wir bedanken uns herzlich bei allen Speaker*innen für die spannenden Einblicke und Best-Practice-Beispiele!

Fotos und Videoaufzeichnung: Jan-Marius Komorek